Hier wird geschraubt, genäht, gehämmert – und natürlich jede Menge geklebt! In Repair Cafés bekommen kaputte Haushalts- und Alltagsgegenständen neues Leben eingehaucht. Die ehrenamtlichen Treffen verbinden dabei zwei große Trends miteinander: die neugewonnene Lust am Selbermachen und den Wunsch nach einem bewussteren Umgang mit unseren Ressourcen.
Was macht man mit einem Staubsauger, der nicht mehr funktioniert? Mit einem Stuhl, der auf wackligen Beinen steht oder mit einer Tasse, bei der ein Henkel abgebrochen ist? Weg damit und neu kaufen? Von wegen! Die günstigere und vor allem nachhaltigere Alternative: reparieren. Am besten zusammen mit Profis bei einem leckeren Stück Kuchen – so das Konzept der Repair Cafés. Hier helfen ehrenamtliche Expert*innen aus unterschiedlichen handwerklichen Bereichen anderen Menschen dabei, defekte Dinge zu reparieren.
Die Idee stammt von der Umweltjournalistin Martine Postma, die bereits 2009 das erste Treffen dieser Art in Amsterdam organisierte.* Ein Konzept, das heute mehr denn je den Zeitgeist trifft. Geprägt durch eine immer gravierender werdende „Wegwerfkultur“ wächst in unserer Gesellschaft das Bedürfnis nach mehr Nachhaltigkeit. Gleichzeitig verstärkt sich auch der Wunsch nach zwischenmenschlichem Miteinander, nach Kommunikation und Gemeinschaft. Und genau diese Kombination ist es, die das Konzept der Niederländerin weltweit so erfolgreich macht. Allein in Deutschland wird mittlerweile in rund 1060 gelisteten Repair Cafés zusammen repariert.** Neben Werkzeug und verschiedenen Ersatzteilen werden die Teilnehmenden – der Name verrät es – mit Kaffee und Kuchen versorgt.

Fahrradrahmen hinüber? Mit dem richtigen Klebstoff ist das gute Stück im Handumdrehen wieder repariert! Foto: WEICON
Die Repair Cafés sind dabei keine feststehenden Einrichtungen, sondern temporär eingerichtete „Reparatur-Werkstätten“. So zum Beispiel auch in Münster. Hier finden an elf verschiedenen Standorten monatliche Treffen statt.*** Und das Angebot wird mit Begeisterung angenommen. Oftmals sind es defekte Haushaltsgeräte, die von den Besucher*innen mitgebracht werden. Manchmal steckt aber auch mehr dahinter: ein von Oma vererbtes, altes Röhrenradio, das nicht mehr funktioniert, oder kaputte Kinderspielzeuge, an denen das Herz hängt. Es sind diese Dinge mit Geschichten, die den Besitzer*innen besonders nahe gehen. Hier – aber natürlich auch bei allen anderen Reparaturen – wird mit großer Leidenschaft und Sorgfalt Hand angelegt. Immer dabei: Klebstoffe in unterschiedlicher Form. Klebebänder, Holzleim, Sekundenklebstoff und Heißklebepistolen dürfen in keinem Repair Café fehlen. Wichtig ist, dass der Klebstoff auf die zu klebenden Materialien und die Beanspruchung abgestimmt und unkompliziert zu verwenden ist. Damit die Reparaturen erfolgreich gelingen, setzen sich die ehrenamtlichen Profis in selbstorganisierten Fortbildungen auch mit diesen Themen auseinander. Schließlich ist es das Ziel, dass die Besucher*innen möglichst lange Freude an ihren reparierten Schätzen haben.
Repair Cafés sind jedoch kein „kostenloser Reparatur-Service“ und sollen auch keine professionellen Reparaturbetriebe ersetzen. Im Gegenteil! Da sich manche Dinge einfach nicht unter den „simplen“ Bedingungen der Repair Cafés retten lassen, werden Besucher*innen regelmäßig an professionelle Betriebe weiter verwiesen. Was jedoch bleibt ist die Sensibilisierung für das Thema: reparieren statt wegwerfen – eine wichtige Botschaft für einen wertschätzenden, nachhaltigen Umgang mit unseren Ressourcen.
* Quelle: repaircafe.org
** Quelle: Verbraucherzentrale (Stand: Juli 2024)
*** Quelle Repair Café Münster